Gartenvögel in der Klimakrise

Der NABU Ostfriesland ruft zur „Stunde der Gartenvögel“ vom 12. bis 14. Mai auf und gibt Tipps zum Umgang mit Jungvögeln.

Der Frühling freut nicht nur Amsel, Sperling und Co., auch Vogelfreundinnen und -freunde haben Grund zur Freude: Vom 12. bis 14. Mai ruft der NABU wieder gemeinsam mit seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) zur „Stunde der Gartenvögel“ auf. Sie findet in diesem Jahr bereits zum 19. Mal statt.

Ein trinkender Haussperling
Ein trinkender Haussperling (Foto: Hermann Tödter)

„In diesem Jahr wollen wir uns die Veränderungen in der Vogelwelt durch die Klimakrise anschauen“, sagt Jan Fuchs vom NABU Ostfriesland. Eine Gewinnerin des wärmeren Winterwetters könnte beispielsweise die Türkentaube sein. Bei ihr ergeben die Sichtungen seit Jahren eine leicht steigende Tendenz. Eventuell erzeugt eine stärkere Bindung an Siedlungen und die damit häufigere Zählung die leicht positive Tendenz – trotz des allgemein eher rückläufigen Bestands. „In Ostfriesland konnte die Türkentaube bei der Zählung in 2022 einen Zuwachs von 12 Prozent verzeichnen. Es wird sich zeigen, ob der Trend bei dieser Zählung anhält“, so Fuchs.

Sorgen macht den Ornithologen der Feldsperling. Die Spatzenart steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste, auch in Niedersachsen, und wird bei der „Stunde der Gartenvögel“ immer weniger gezählt. Er steht in Konkurrenz zum kräftigeren Haussperling, darum ist er häufiger im ländlichen Siedlungsraum anzutreffen. Dort ist der Feldsperling durch die intensive Landnutzung bedroht, weil er kaum noch Nahrung, wie Samen und Insekten, sowie Nistplätze findet. Im vergangenen Jahr rutschte der Feldsperling in Ostfriesland auf Platz 7 (2021 Platz 6) und folgte damit auf Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star, Blaumeise und Ringeltaube.

 

Jungvögel bitte nicht mitnehmen

Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland bittet Spazierende, vermeintlich hilflose Jungvögel nicht mitzunehmen. „Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt“, erklärt Jan Fuchs von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland. „Denn meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden Vogelkindern, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden.“ Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern. „Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu ‚erziehen‘ – und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern.“ In akuten Gefahrensituationen könne man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben.

„Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt“, sagt Fuchs. Diese Verluste sind jedoch evolutionär ‚eingeplant‘: Die Tiere sorgen für viel Nachwuchs, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten. „Problematisch wird es dann, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen.“ Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. „Dazu können wir alle beitragen. Zum Beispiel indem wir Gärten naturnah gestalten, heimische Sträucher pflanzen und beim Einkaufen die regionale ökologische – und somit auch vogelfreundliche –Landwirtschaft unterstützen.“

 

So funktioniert die Vogelzählung

Von einem ruhigen Platz im Garten, Park, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden, aber auch per Post oder am 13. Mai von 10 bis 18 Uhr per Telefon unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1157115. Gemeldet werden kann auch mit der kostenlosen NABU-Vogelwelt-App, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt.

Meldeschluss ist der 22. Mai.

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