Ausstellung zum Thema Prostitution

Die Foto-Ausstellung „gesichtslos“ in der KVHS Norden beschäftigt sich noch bis zum 13. Oktober mit Frauen in der Prostitution.

Die Norder Kreisvolkshochschule zeigt in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Norden, Frau Elke Kirsten, vom 7. September bis 13. Oktober 2023 die Sonderausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“. Ausgehend von Erfahrungsberichten betroffener Frauen dokumentiert die Ausstellung das Tabuthema in 40 Schwarz-Weiß-Fotografien des bekannten Fotografen Hyp Yerlikaya. Schirmherr der Ausstellung ist der Norder Bürgermeister, Herr Florian Eiben. Die Ausstellung und die Begleitveranstaltungen der Städtegruppe Norden von Terre des Femmes, werden gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Aurich, für die im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ das Bundesfamilienministerium und der Landkreis Aurich Mittel zur Verfügung gestellt haben.

Die Foto-Ausstellung „gesichtslos“ in der KVHS Norden beschäftigt sich noch bis zum 13. Oktober mit Frauen in der Prostitution.

Konzipiert wurde das Projekt von der diakonischen Beratungsstelle Amalie Mannheim, in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Die Beratungsstelle Amalie des Diakonischen Werks Mannheim bietet betroffenen Frauen umfassende Hilfe in belasteten Lebenssituationen. Die Ausstellung basiert auf Erfahrungsberichten von Frauen, die in der Prostitution arbeiten. Hieraus entstand die Idee, eine Fotoausstellung zu gestalten, die das zerrissene Leben der Frauen aufzeigt. Oft haben sie ihre Heimatländer verlassen, um der Perspektivlosigkeit zu entkommen und in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen, doch die Realität sieht anders aus: Ihr Leben und ihre Arbeit finden abseits der Gesellschaft und unter prekären Umständen statt. Sie verstecken ihr Gesicht, träumen „gesichtslos“ von einer besseren Welt.

 

Aufklärung mit Masken

Der Fotograf Hyp Yerlikaya hat die Frauen von 2019 bis 2021 begleitet. Insgesamt entstanden 1800 Fotos, aus denen 40 Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind. Es handelt sich nicht um klassische Dokumentarfotografie – wenn Bildinhalte die Grenzen des Zeigbaren erreichen, greift sie bewusst auf das darstellerische Mittel der Inszenierung zurück. Begleitende Text-Dokumentationen klären über das Thema Prostitution auf, bieten Informationen zur Einordnung und erzählen in Interviews die anonymisierten biographischen Geschichten der Frauen, die in der Prostitution arbeiten oder bereits ausgestiegen sind. Weil diese Frauen immer mit Diskriminierung und Ächtung der Gesellschaft rechnen müssen, wurden bei der fotografischen Gestaltung Masken verwendet, um die Anonymität und den Schutz der zehn dargestellten Frauen zu wahren. Gerade dieses Mittel der Inszenierung spiegelt das „gesichtslose“ Dasein in unserer Gesellschaft wider. In den Ausstellungstexten kommen sie aber selbst zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen, Ängsten, Sorgen, aber auch Träumen und Hoffnungen.

Obwohl bereits 2002 die Sittenwidrigkeit der Prostitution abgeschafft und 2017 das deutsche Prostituiertenschutzgesetz in Kraft getreten ist, führt die Mehrheit der Frauen ein Leben abseits der sozialen Wahrnehmung. Die gesellschaftliche Sichtbarmachung und die Anregung eines öffentlichen Diskurses über die prekären Lebens- und Arbeitswelten von Prostituierten in Deutschland sind Anliegen dieses Projektes.

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