Norden bald ohne Krankenhaus?

Die Ubbo-Emmius-Klinik in Norden soll noch dieses Jahr in ein Regionales Gesundheitszentrum umgewandelt werden. Was heißt das?

Vor zwei Wochen erregte ein Beschluss des Aufsichtsrat der Ubbo-Emmius-Klinik (UEK) die Gemüter. Das Krankenhaus in Norden soll frühestens zum 1. Juli 2023 in ein Regionales Gesundheitszentrum umgewandelt werden. Die medizinische Grundversorgung sei aufgrund der nicht mehr zu besetzenden Stellen im ärztlichen Dienst und dem daraus resul­tierenden hohen Honorararzt-Einsatz nur noch zeitlich befristet aufrechtzuerhalten. Es drohten Unkosten in Millionenhöhe, weshalb der Schritt unerlässlich sei.

Das Konzept des Regionalen Gesundheitszentrums am Standort Norden sieht unverändert den Betrieb der Psychiatrie vor. Neben einer Notfall­versorgungseinheit wird es eine internistische Kurzliegerstation mit 25 Betten geben, in der auch Palliativmedizin sowie Schmerztherapie angeboten werden.

Der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Olaf Meinen, begrüßte das von der Geschäftsführung vorgestellte und vom Aufsichtsrat be­schlossene Konzept zum Standort Norden: „Aus der Umwandlung ergeben sich für die Mit­arbeiter und für die medizinische Versorgung gute Perspektiven.“

Die UEK Norden (Foto: gf / cc-by-sa)

Verträge sind einzuhalten

Ein Beschluss des Kreistags steht noch aus und ist Voraussetzung für die Umwandlung der Norder Klinik in ein Gesundheitszentrum mit eingeschränktem Versorgungsangebot. Nach dem letzten Bürgerentscheid zur Zentralklinik war den Norderinnen und Norden eine wohnortnahe Krankenhausversorgung bis zur Inbetriebnahme der neuen Klinik in Uthwerdum zugesichert worden.

Auch der Gebietsänderungsvertrag zwischen den ehemaligen Landkreisen Norden und Aurich vom 28.7.1977 verpflichtet den jetzigen Landkreis Aurich zum Betreiben des Norder Krankenhauses auf dem medizinisch und technisch wünschbaren Stand. Die im Kreistag vertretenen Fraktionen haben sich noch nicht geäußert, wie sie sich zu einer nötigen Vertragsänderung und zum Konzept des UEK-Aufsichtsrats positionieren.

 

Norder Grüne kündigen Widerstand an

Die Grünen in Norden dagegen kündigen Widerstand an. Sie bezweifeln die Angaben der Trägergesellschaft, wonach für das laufende Jahr für das Krankenhaus in Norden ein Defizit von 12,1 Millionen Euro auflaufe. Walter Zuber, Sprecher der Norder Grünen: „Wenn es tatsächlich ein strukturelles Defizit gibt, ist zu fragen, was die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat dagegen konkret unternommen haben.“ Die Geschäftsführung hätte schon längst Sicherstellungsmittel für das Norder Krankenhaus beantragen müssen, worauf ein gesetzlicher Anspruch bestehe, wenn es sich um ein Krankenhaus von notwendigem Bedarf handele. Da die Sicherstellungsmittel weder in den vergangenen Jahren noch für dieses Jahr beantragt worden seien, sei die Behauptung der Trägergesellschaft, dass das Norder Krankenhaus ökonomisch nicht mehr tragbar sei, unglaubwürdig, so die Grünen.

Das Krankenhaus Norden ist für die regionale Basis- und Notfallversorgung der Bevölkerung nach dem Krankenhausgesetz und den bindenden Richtlinien des vom Gesetzgeber beauftragten Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) notwendig, da über 50.000 Menschen bei einer Schließung die nächsten Krankenhäuser in Aurich und Emden nicht mehr in 30 Minuten Fahrzeit erreichen können. Hierin sind die zahlreichen Urlauberinnen und Urlauber nicht enthalten.

Die betroffene Bevölkerung sei gut beraten, ihre Interessen in die eigenen Hände zu nehmen. Für den 8. Mai, 19:30 Uhr laden die Norder Grünen darum zu einer Versammlung in der Gaststätte Mittelhaus (Norden) ein. Hier sollen die notwendigen Schritte zum Weiterbetrieb des Norder Krankenhauses bis zur Inbetriebnahme der neuen Klinik in Uthwerdum beraten und ein Aktionskreis gebildet werden.

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