Hase und Igel unterwegs

Der NABU Ostfriesland rät, junge Feldhasen nicht anzufassen oder einzusammeln sowie auf Igel zu achten, die gerade aus dem Winterschlaf erwachen.

Auch wenn es nachts noch kalt ist und die Temperaturen nicht beständig sind, gibt es schon früh im Jahr junge Wildtiere. Die ersten Feldhasen kommen ab Januar auf die Welt. Die meist zwei bis vier Jungen werden vollständig entwickelt, mit offenen Augen und dichtem Fell geboren. Eng aneinander gedrängt hocken sie in einer vom Muttertier gescharrten Mulde. Die Mutter kommt ein- bis zweimal in der Nacht vorbei, um die kleinen Hasen zu säugen. Den Rest des Tages bleiben sie regungslos in ihrem Versteck. Nach etwa fünf Wochen ist der Nachwuchs selbstständig und nimmt feste Nahrung zu sich.

Junger Feldhase (Foto: NABU / Bärbel Rogoschik)

So lange dürfen die Jungtiere nicht gestört werden. „Zu dieser Jahreszeit kommt es aber immer wieder vor, dass völlig gesunde Tiere aus Unkenntnis heraus durch menschliches Handeln zu Waisen werden. Denn manchmal sind die von der Mutter gewählten Verstecke gar nicht so versteckt und Menschen werden auf die Junghasen aufmerksam“, weiß Jan Schürings von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland. Mit ihren überproportional großen Köpfen und großen runden Augen entsprechen junge Feldhasen dem perfekten Kindchenschema, welches in uns den Pflege- und Beschützerinstinkt anregt. Um in der Natur vor Feinden sicher zu sein, verhalten sie sich unauffällig und reagieren bei Annäherung phlegmatisch. „Für den Menschen kann dieses natürliche Verhalten fälschlicherweise auf Hilflosigkeit hindeuten. Tatsächlich benötigen die Jungtiere aber nur in absoluten Ausnahmefällen menschliche Hilfe. Deswegen gilt: Junge Feldhasen dürfen nicht angefasst werden!“, rät der Naturschützer. Anders als beispielsweise Vögel, riechen Hasen, wenn ihr Junges Kontakt mit Menschen hatte. Oftmals werden Jungtiere dann von ihrer Mutter verstoßen und werden durch gut gemeintes Handeln erst hilflos. Nur wenn die Kleinen offensichtlich verletzt oder krank sind, ist ein menschlicher Eingriff notwendig. In diesen Fällen ist die örtliche Jägerschaft zuständig. Den örtlichen Jagdpächter kann man bei den Unteren Jagdbehörden der Landkreise oder bei der Polizei erfragen. Auf keinen Fall sollte man versuchen ein Tier selbst aufzupäppeln. Die Aufzucht verletzter Wildtiere ist sehr aufwändig und kostenintensiv und muss durch erfahrenes und geschultes Personal stattfinden. Die beste Option für Junghasen – und auch alle anderen Wildtiere – ist und bleibt das Aufwachsen in der Natur unter der Fürsorge der Eltern. Der NABU Ostfriesland appelliert deswegen an Spaziergänger und Spaziergängerinnen scheinbar verlassene Wildtiere nicht vorschnell aufzunehmen und sich erst bei fachkundigen Stellen zu informieren, bevor ein Tier angefasst oder aus seinem natürlichen Lebensraum entnommen wird.

 

Aufgewachte Igel sind jetzt aktiv

Wohl kaum ein anderes Wildtier genießt eine so große Beliebtheit bei den Menschen in Europa wie der Igel. Vor dem Hintergrund, dass nach dem Winterschlaf jetzt die ersten Igel unterwegs sind, zeigt der NABU Ostfriesland auf, dass Igelschutz am besten durch Lebensraumschutz bewirkt werden kann und appelliert an Gartenbesitzende, jetzt die Weichen zu stellen, damit dem Igel nachhaltig und vor allem mit Sachverstand geholfen werden kann.

„Igel sind Wildtiere und stehen unter gesetzlichem Schutz“, sagt Jan Schürings vom NABU Ostfriesland. „Leider erlebt man oft, dass die mitunter übertriebene Tierliebe in Vermenschlichung umschlägt und den Tieren schadet. Es gibt leider immer noch eine gewisse ‚Einsammelmentalität‘: Tierfreunde, die es eigentlich gut meinen, sammeln die vermeintlich hilfsbedürftigen Igel vor allem im Herbst allerorten ein, weil sie Sorge haben, dass die Tiere den Winter nicht überstehen. Dies ist aber nur bei stark geschwächten oder stark untergewichtigen Tieren der Fall“, berichtet Schürings.

Igel haben ein Nahrungsspektrum, das so gut wie ausschließlich aus tierischem Eiweiß besteht: „Auf ihrem Speiseplan stehen Regenwürmer, Käfer, Raupen, Ameisen, anderes Kleingetier, aber auch schon mal ein Ei einer bodenbrütenden Vogelart – sie sind nicht wählerisch. Das bedeutet, dass nur ein naturnaher Garten ein echter ‚Igelgarten‘ sein kann“, so der Naturschützer. „Ein Garten mit bürstenkurzem Rasen, vielen versiegelten Flächen und immergrünen Pflanzen, die einen ökologischen Wert von Plastikblumen haben, meidet der Igel. Im Garten sollte Vielfalt angesagt sein: heimische Sträucher, deren Laub auch im Herbst und Winter liegen bleiben darf und das der Igel im Winter für sein Schlafnest nutzen kann, vielleicht auch eine ‚wilde Ecke‘ aus Holz, Ästen und Laub, und eine kleine Wasserstelle gehören dazu – wichtig ist, dass auch die Nahrungstiere des Igels einen Lebensraum finden: Vögel, Insekten und Kleinsäuger.“

 

Garten als Igelparadies

Um dem Igel zusätzlich zu helfen, kann ihm eine „Igelburg“ gebaut werden. „Jetzt ist die richtige Zeit, dem Igel ein Haus aus Holz zu zimmern. Das können sogar wenig handwerklich Begabte“, schmunzelt der Naturschützer. „Wenn die Igelburg mit Geäst und Laub abgedeckt wird, ist dies ein ideales Nest und später im Jahr ein hervorragender Überwinterungsplatz. Wichtig ist, dass der Standort der Igelburg niemals in einer regenwassergefährdeten Senke liegt, sondern auf etwas erhöhtem Terrain unter Sträuchern aufgestellt wird“, betont Schürings.

Die Bestände des Igels sind seit Jahren in ganz Europa rückläufig. Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde weist außerdem auf eine weitere Gefährdung hin, die nicht nur den Igel betrifft: Mähroboter. „Wir erhalten immer wieder verletzte Igel, die offensichtlich Opfer von Mährobotern geworden sind“, berichtet sie von teilweise schweren Verletzungen der Tiere: „Dies dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass die Geräte entgegen der Betriebsanleitung unbeaufsichtigt laufen gelassen werden – oft in der Dämmerung oder sogar nachts. Genau dann sind die nachtaktiven Igel aber unterwegs“, so Rogoschik. „Igel laufen vor einer Gefahr nicht davon, sie igeln sich dann im wahrsten Sinne des Wortes ein und werden von den Robotern überrollt.“ An diejenigen, die nicht auf den Einsatz von Mährobotern verzichten möchten, appelliert der NABU Ostfreslland, diese nicht unbeaufsichtigt und nicht in der Dämmerung oder Dunkelheit mähen zu lassen.

Der NABU Ostfriesland hält eine Info-Broschüre für alle Igelfreunde bereit: Darin befindet sich auch eine Bauanleitung für eine Igelburg. Die Broschüre kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Ostfriesland, Stichwort ‚Igel‘, Osterstr. 31, 26603 Aurich.

Schreiben Sie einen Kommentar