Auf Goldregenpfeifer achten

Der NABU Ostfriesland bittet um Aufmerksamkeit für nordische Gastvögel und ruft dazu auf, den Vogel des Jahres 2022 zu wählen.

Der Höhepunkt des herbstlichen Vogelzugs ist bereits überschritten, doch bei Goldregenpfeifern und Kiebitzen ist er noch im vollen Gang. Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) bittet kundige Naturfreunde und Naturfreundinnen daher, auf die scheuen Gäste aus den nordischen und sibirischen Brutgebieten zu achten und Beobachtungen auf einer Internetplattform zu melden.

Die mit ihrer westlich verbreiteten Unterart als Brutvögel in Niedersachsen nahezu ausgestorbenen Goldregenpfeifer sind in den weiten ostfriesischen Offenlandschaften vor allem jetzt von Oktober bis November sowie im Februar und März als Rastvögel anzutreffen, oft gemeinsam mit den Kiebitzen. Sie überwintern in Nordwesteuropa in Trupps von bis zu mehreren tausend Vögeln in den meeresnahen Gefilden entlang der Nordsee. In milden Wintern bleiben sie zahlreich in den Marschengebieten Ostfrieslands. Wird der Winter härter, verlagert sich das Zuggeschehen verstärkt nach Frankreich oder gar bis in den Mittelmeerraum.

 

Ostfriesland ist Raststätte

Neben Goldregenpfeifer und Kiebitz gehören auch eine Reihe weiterer Watvogel-Verwandter zu den Arten, für die die ostfriesischen Offenlandschaften wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete darstellen. Auch Große Brachvögel, Regenbrachvögel, Uferschnepfen und Kampfläufern sowie die verschiedenen Wildgänsearten gehören zu den hier rastenden Gastvögeln. Vervollständigt wird die Liste der Wintergäste mit ähnlichen Ansprüchen an ihre Überwinterungsgebiete durch Höcker-, Sing- und Zwergschwan sowie Entenarten wie die Pfeifente. Ihnen allen ist die Vorliebe für ein offenes, übersichtliches Gelände gemein. Die Vogelschutzgebiete in den ostfriesischen Marschgebieten von den „Ostfriesischen Meeren“ über die „Krummhörn“ bis hin zu den „Ostfriesischen Seemarschen zwischen Norden und Esens“ wurden auch aus diesem Grunde für diese Arten ausgewiesen. Durch aufkommende oder gepflanzte Gehölze verlieren diese Gebiete aber zunehmend die Offenheit. Entsprechend verlieren die Rastvögel immer mehr Rast- und Überwinterungsgebiete und die Vogelschutzgebiete eine für ihre Bedeutung wesentliche Eigenschaft.

Goldregenpfeifer bei der Nahrungssuche in den zum Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“ gehörenden Barsteder Meeden. (Foto: NABU / M. Steven)

Um Bestandsveränderungen zu erkennen, finden auch von staatlichen Stellen Zählungen statt. In Zusammenarbeit mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) werden aber auch von der ÖNSOF in der Meldeplattform für Vogelbeobachtungen gemeldete Daten ausgewertet, um daraus Erkenntnisse für die Schutzgebietsbetreuung zu gewinnen. Daher bittet die ÖNSOF die im Erkennen der Arten kundigen Personen, ihre Beobachtungen von Goldregenpfeifer & Co im Internet unter www.ornitho.de mitzuteilen.

 

Wahl des „Vogel des Jahres“ 2022

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Noch bis zum 18. November können Stimmen für die öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres 2022 unter www.vogeldesjahres.de abgegeben werden.

In Deutschland leben 307 Vogelarten. Damit die Wahl etwas erleichtert wird, stellt der NABU Ostfriesland die fünf Arten vor, unter denen abgestimmt werden kann. Für den Jahresvogel 2022 ins Rennen gehen: Bluthänfling, Feldsperling, Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf.

„Jeder der fünf Vögel steht für ein Naturschutzthema, das unsere Aufmerksamkeit braucht“, betont Jan Schürings, Leiter der NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland. „So sind mit Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf gleich drei Zugvogelarten auf der Wahlliste. Zugvögel leiden besonders stark unter dem Klimawandel, da sie auf intakte Verhältnisse an mehreren Orten der Welt angewiesen sind.“

Bis zum Vormittag des 18. November kann abgestimmt werden. Noch am selben Tag wird der Siegervogel bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. „Bei der ersten öffentlichen Wahl hatten sich deutschlandweit über 455.000 Menschen beteiligt und das Rotkehlchen zum Vogel des Jahres 2021 gekürt – eine überwältigende Beteiligung“, sagt Schürings. „Wir freuen uns sehr, dass das Interesse an Naturschutz und der heimischen Vogelwelt so groß ist und legen darum die Vogelwahl auch für die kommenden Jahre in die Hände aller, die mitentscheiden wollen.“

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