Mehr Sicherheit für Senioren

Aufklärung per Post: Im Altkreis Norden startet die polizeiliche Aktion Ü 70, um mehr Sicherheit für Seniorinnen und Senioren zu schaffen.

Aurich/Wittmund (ots) – In den Landkreisen Aurich und Wittmund kommt es immer noch viel zu oft zu Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Dabei stellen wir fest, dass Betrüger und Trickdiebe sehr hohe Geldbeträge oder Wertsachen von hohem materiellen oder ideellem Wert erbeuten. Das über viele Jahre angesparte Vermögen ist dann möglicherweise durch eine einzige Straftat weg. Dabei lassen sich die Kriminellen immer wieder etwas Neues einfallen und schrecken auch nicht davor zurück, die schon an sich belastende Situation der Corona-Pandemie für ihre Zwecke auszunutzen.

Oft treten sie als falsche Polizeibeamte, Mitarbeiter des Gesundheitsamtes oder Ableser von Energieunternehmen auf. Nicht selten versuchen die Täter sich Zugang zum Wohnbereich ihrer Opfer als angebliche Handwerker zu verschaffen oder Erbitten unter einem Vorwand Hilfe.

Dabei handeln die Täter in vielen Fällen telefonisch, versuchen Informationen über ihre potentiellen Opfer zu erlangen oder locken mit dubiosen Gewinnversprechen. Die Täter sind erfinderisch und die Vorgehensweisen professionell.

 

Informationen per Post

Um die Seniorinnen und Senioren zu informieren, werden in den kommenden Wochen in beiden Landkreisen entsprechende Anschreiben des Inspektionsleiters der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund, zusammen mit der Broschüre „Im Alter sicher Leben“ und einem Aufsteller zum Thema „Falsche Polizeibeamte“ an die Über-70-Jährigen verteilt. Die Adressaten werden gebeten, die zur Verfügung gestellten Informationen aufmerksam durchzulesen und sie aufzuheben. In der Broschüre sind unter anderem die „klassischen“ Vorgehensweisen der Täter beschrieben.

Ziel der Aktion ist es, die älteren Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren, damit sie den Tätern nicht glauben. Erlittene Kriminalität trifft ältere Menschen oft besonders hart. Aus Scham, Angst vor Vorwürfen, Sorge um ihre Autonomie und Überforderung können sie sich schlechter wehren und reagieren eher mit sozialem Rückzug.

Die Täter sind rhetorisch geschult und gehen sehr geschickt vor. Ihr Ziel ist es, die älteren Menschen ganz bewusst um ihr Erspartes, Bargeld oder andere Wertsachen zu bringen. Manch ein Opfer verliert durch das geschickte und gezielte Vorgehen oft das gesamte Hab und Gut. Neben dem materiellen Schaden sind die psychischen Folgen immens. Das Vertrauen wird erheblich beeinträchtigt.

Warum geht die Polizei diesen Weg? „Wir können leider aktuell unsere älteren Menschen nicht wie sonst durch Vorträge bei den Landfrauen, in den Kirchengemeinden, Sozialverbänden etc. erreichen. Auch über unsere Kanäle in den Sozialen Medien sind sie für uns nur schwer erreichbar. Daher wenden wir uns mit dieser Aktion nun auf dem Postweg persönlich und direkt an fast 30.000 Seniorinnen und Senioren in beiden Landkreisen“, sagt Kriminalhauptkommissarin Sabine Kahmann vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund. Ideengeber für die Aktion war die Polizeiinspektion Lüneburg.

Auf dem Bild: Polizeidirektor Stephan Zwerg und Kriminalhauptkommissarin Sabine Kahmann

Zustellung auch auf den Inseln

Auf den Inseln Norderney, Juist, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog werden die Briefsendungen ebenfalls verteilt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Präventionsteams, Kontaktbeamte in Aurich und auf anderen Dienststellen sowie die Polizeibeamtinnen und Beamten auf den Inseln unterstützen bei der Aktion Ü 70.

Der Beauftragte für Prävention beim Polizeikommissariat in Wittmund, Polizeihauptkommissar Uwe Abels, verteilt bereits seit Anfang März an einigen Tagen die ersten Broschüren im Impfzentrum in Esens. Die Aktion werde sehr gut angenommen, sagt Abels.

Die Aufklärung vor Betrugsmaschen ist nach wie vor ein wichtiges Thema in der Präventionsarbeit. Die Täter spekulieren darauf, dass ihre Opfer nicht gut informiert und einfach zu verunsichern sind. Ziel der polizeilichen Präventionsarbeit ist es, über Tricks und Tätergruppierungen aufzuklären, damit es gelingt, Trickdiebe, falsche Verwandte, falsche Polizisten und andere Betrugsmaschen zu entlarven.

Polizeidirektor Stephan Zwerg, Leiter der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund, rät, kein Geld an Fremde zu übergeben und weist ausdrücklich darauf hin, dass die Polizei grundsätzlich kein Geld oder Wertsachen in Verwahrung nimmt.

Wer sich nicht traut und Zweifel hat, direkt die Polizei zu informieren, sollte zumindest im Familien- und Bekanntenkreis eine zweite Meinung einholen. Auch wenn der „Falsche Polizist“ in der Leitung die „Angelegenheit“ immer sehr dringlich erscheinen lässt. Seien Sie misstrauisch und rufen Sie im Zweifel Ihre Polizei an. „Jede Tat, die mit dieser Aktion verhindert wird, ist für uns bereits ein großer Erfolg“, sagt Sabine Kahmann.

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