Austernfischer zieht es ins Binnenland

Der schwarz-weiße Küstenvogel brütet immer häufiger auf Flachdächern im Binnenland, wie der NABU Ostfriesland informiert.

Ostfriesland –  Bald beginnt sie wieder, die Balzzeit der schwarz-weißen Küstenvögel mit dem orangenen Schnabel. Der Austernfischer, welcher in Norddeutschland auch Halligstorch genannt wird, ist eigentlich ein klassischer Vogel der Küsten. Doch mittlerweile kann man die auffälligen Austernfischer nicht nur an der Küste und auf den Inseln beobachten, sondern sie brüten auch immer häufiger im Binnenland auf Flachdächern. „In den letzten Jahren erreichen uns nach der Brutzeit im Frühsommer vermehrt Anrufe von Schulen, Behörden oder Firmen, welche ein Austernfischernest auf Ihrem Flachdach haben.“, weiß Jan Schürings, NABU-Regionalgeschäftsführer Ostfriesland, zu berichten. „Die Leute machen sich dann Sorgen um die Jungvögel, welche häufig vom Dach springen.“ Dies ist jedoch ein natürliches Verhalten der Jungvögel. „Austernfischerjunge sind Nestflüchter, welche sehr bald, nachdem sie flügge sind, das Nest verlassen. Dabei werden sie von den Elterntieren sogar dazu ermuntert. Da die Jungvögel sehr leicht sind, macht ihnen der Sprung vom Flachdach meist nichts aus.“, beruhigt Schürings.

 

Flachdächer als Brutraum

In den letzten Jahren breiten sich Austernfischer immer weiter ins Binnenland aus. Dabei erfolgt die Hauptausbreitung entlang der Flüsse Elbe, Ems, Rhein und Weser. In urbanen Lebensräumen des Binnenlands nutzen die Austernfischer dann häufig kiesbedeckte Flachdächer als Brutmöglichkeit. Diese Flachdächer dienen den Austernfischern als Ersatzlebensraum für die Sand- und Kiesstrände, auf denen sie natürlicherweise brüten. Zudem bieten die hohen Flachdächer Schutz vor Beutegreifern wie Fuchs und Marder. „Gerade an Schulen freut man sich über die Bruten der schönen Austernfischer, denn da haben dann die Schüler die Möglichkeit, das Brutgeschehen live zu verfolgen.“, berichtet Jan Schürings.

Austernfischer (Foto: NABU / Erwin Bette)

Austernfischer werden erst mit 4 Jahren geschlechtsreif. Sie legen dann im Mai/Juni 2-4 Eier in eine Sand- oder Kiesmulde, welche dann für ca. 27 Tage bebrütet werden. An den Küsten ernähren sich Austernfischer hauptsächlich von Muscheln, Schnecken und Wattwürmern, während sie im Binnenland auf Regenwürmer, Schnecken und Insekten ausweichen. „Diese Anpassungen an urbane Lebensräume sind für Vogelkundler äußerst interessant. Vermutlich weichen die Tiere in urbane Lebensräume aus, da an den Küsten die ungestörten, natürlichen Lebensräume immer seltener werden und die Beutegreiferdichte steigt.“, schätzt Schürings die Lage ein.

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