Modellregion für E-Mobilität?

Ostfriesland soll laut Bundesverkehrsministerium eine Modellregion für E-Mobilität werden. Auch der Autobauer Tesla interessiert sich für die Nordseeküste.

Wie der NDR berichtet, soll Ostfriesland Modellregion für Elektro-Mobilität werden. Das schlug der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), am 20. August bei einem Besuch des Emder VW-Werks vor.

Emden versucht sich schon länger, als Industriestandort neu aufzustellen – und zwar nicht erst seit der Entscheidung von VW, am Standort in Ostfriesland nur noch E-Fahrzeuge zu bauen. Digitalisierung, erneuerbare Energien, die Anbindung an Autobahn, Eisenbahn, Seehafen und Flughafen sowie ein moderner Wirtschaftspark sollen die Erfolgsfaktoren werden.

Volkswagen wiederum will nach dem Dieselskandal den Wechsel in die Elektromobilität stärker als bislang geplant vorantreiben. Der Autokonzern kündigte im Frühjahr bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2018 an, in den nächsten zehn Jahren 22 Millionen batteriegetriebene Fahrzeuge zu bauen. Das wären sieben Millionen mehr als zuvor in Aussicht gestellt worden war.

Auch der US-amerikanische Autobauer Tesla interessiert sich für eine Produktionsstätte in Niedersachsen. Ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministers Bernd Althusmann (CDU) bestätigte gegenüber der Nordwest-Zeitung, dass der E-Auto-Produzent sich vor allem nach möglichen Standorten in Küstennähe erkundigt habe. Dem NDR zufolge könnte die Stadt Emden in Ostfriesland zum Standort für eine Batterie- und Autofabrik von Tesla werden.

 

E-Autos aus Ostfriesland

Ein Elektromobil der Marke Tesla an einer Ladesäule. (Foto: Tesla)

Ab 2022 sollen im Emder VW-Werk die ersten E-Autos vom Band rollen. Das hätte auch Konsequenzen für ganz Ostfriesland. Die Umstellung ist eine Herausforderung für den Konzern, aber auch eine Chance für alle, die sich bereits mit Grundlagen und Praxis der Elektromobilität beschäftigt haben.

Die VW-Mitarbeiter werden laut Ferlemann die ersten Kunden sein und bräuchten dann in ihren Heimatorten im Umland Schnellladesäulen. Investoren, die solche Säulen aufbauen, sollen finanzielle Hilfen vom Bund erhalten. Das könnten Städte und Gemeinden, aber auch große Supermarktketten sein. Ostfriesland könnte so bundesweit zum Vorreiter in Sachen E-Mobilität werden, sagte Ferlemann.

Die Leitung des Emder VW-Werks zeigte sich begeistert von der Idee. Sie will nun Investoren aufrufen, sich an dem Projekt zu beteiligen, um einen flächendeckendes Netz für Schnellladesäulen zu schaffen. Gut, dass auch Klaus Frerichs beim Besuch dabei war. Er ist Chef der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen (BAV/Aurich), die u.a. für die Bewilligung von Fördergeld für neue Stromtankstellen zuständig ist. „Auch Städte und Gemeinden sind förderberechtigt, und auch die können eine wichtige Rolle spielen“, sagte die CDU–Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann (Hesel), die das Treffen der Nordwest-Zeitung zufolge angeregt hatte.

Auch der Präsident der IHK für Ostfriesland und Papenburg, Dr. Bernhard Brons, zeigt sich begeistert. Es müssten nun alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit eine Batteriezellenfertigung nach Ostfriesland geholt werde: „Wir haben eine Vielzahl hochqualifizierter Industriefachkräfte und mehr Erneuerbare Energien als wir selbst verbrauchen können“.

 

Die Realität der E-Mobilität

Elektromobilität kann zu einer Verringerung der CO2-Emissionen im Norder Stadtgebiet beitragen. (Foto: Stadt Norden)

Derzeit sieht es mit der E-Mobilität noch bescheiden aus – sowohl in Ostfriesland wie auch bundesweit. Seit 2017 verzeichnet die Bundesnetzagentur die im Rahmen der Ladesäulenverordnung (LSV) gemeldete öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur auf einer interaktiven Karte. Besitzer von E-Autos können ihre Fahrzeuge im Altkreis Norden bereits in Pewsum, Greetsiel, Marienhafe, Norddeich, Hage und Großheide aufladen. In Norden gibt es drei öffentliche Ladesäulen und auf Norderney zwei. Selbst, wer keine Ladesäule in der eigenen Garage hat, findet in Ostfriesland bereits viele Steckdosen fürs E-Auto.

Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im Juli 332.788 neuzugelassene Autos verzeichnet, davon 5.963 Elektrofahrzeuge und damit 136,1 Prozent mehr als im Vergleichsmonat. Einen deutlichen Zuwachs (+150,9 %) verzeichneten auch Neuwagen mit Flüssiggasantrieb. 21.560 Neuwagen mit Hybridantrieb bewirkten ein Plus von 59,0 Prozent.

Beliebter denn je sind jedoch große Autos mit fossilem Brennstoffantrieb. Jedes fünfte im Juli neu zugelassene Auto war ein SUV. Die SUV-Neuzulassungen legten um +15,6 Prozent zu. Geländewagen wiesen ein Plus von 19,4 Prozent auf und deutliche Steigerungen verzeichneten auch die Mini-Vans (+30,4 %), Sportwagen (+20,8 %), Wohnmobile (+19,0 %) und Großraum-Vans (+15,3 %).

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