Insektensterben aufhalten

Der NABU Ostfriesland verabschiedet eine Resolution, die Landkreise und Gemeinden dazu auffordert, sich für Förderung von Insekten zu engagieren.

Wiegboldsbur – Mit dem Thema Insektensterben hat sich der NABU Ostfriesland jetzt auf seiner Regionalverbandstagung in Wiegboldsbur beschäftigt. Im Ergebnis wurde eine Resolution beschlossen: „Damit sollen die ostfriesischen Landkreise, aber auch die Gemeinden und andere gesellschaftlich relevante Institutionen im Rahmen ihrer regionalen Möglichkeiten zu mehr Engagement bei diesem wichtigen Umweltthema bewegt werden,“ betonte Elke Dirks, Vorsitzende des NABU Regionalverband Ostfriesland. Ziel sei die Entwicklung einer Strategie, kein Aktionismus.

 

Es wird zu wenig getan

Bislang geschehe gegen die dramatischen Rückgänge der Insektenbiomasse und der Insektenartenvielfalt viel zu wenig, war das Fazit der Teilnehmer an der Regionalverbandstagung. Zuvor hatten sie sich von Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, über die wissenschaftlichen Grundlagen des Insektenschwunds informieren lassen. Auf Einladung des Regionalverbandes beleuchtete er insbesondere die Frage, wie belastbar die Untersuchungen des Entomologischen Vereins Krefeld sind, die als erste quantitative Analysen des bereits lange vermuteten Rückgangs vorlegten und damit die Öffentlichkeit alarmierten. Die Delegierten des NABU Ostfriesland zeigten sich nach dem Vortrag überzeugt, dass die durch Langzeituntersuchungen aufgedeckten Verluste an Insektenbiomasse um 75% seit Anfang der 1990er Jahr sogar in Schutzgebieten bittere Realität sind und diese Entwicklung auch nicht vor Ostfriesland Halt gemacht hat. „Auch hier in der Region haben dies alle am Beispiel der heute kaum noch bei Fahrten über Land auftretenden Verschmutzung der Windschutzscheiben durch tote Insekten selbst festgestellt,“ hob Elke Dirks hervor. Der Insektenschwund habe auch nicht erst seit Ende der 1980er Jahre eingesetzt, zu dem Zeitpunkt sei nur das Monitoring begonnen worden.

 

Insektenschwund hat viele Ursachen

Insekten wie das Tagpfauenauge finden in sterilen Kiesgärten keine Nahrung. (Foto: Susen Schiedewitz / NABU)

Als Ursachen des Insektenschwundes sieht auch das Bundesumweltministerium zu viele Insektengifte und Düngemittel in der Landschaft, den Rückgang und die vielerorts zu intensive Beweidung, die Versiegelung der Natur auf bebauten Flächen und unnötigerweise inzwischen selbst in manchen Gärten, Lichtverschmutzung und der Verlust an naturnahen Rückzugsräumen. Aus den Ursachen ließen sich aber auch Ansätze ableiten, wie man dem Rückgang in der Region entgegen treten könne, so Elke Dirks. Mit der Ursachenbeschreibung solle keine Schuldzuweisung verbunden werden, da eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung besteht, heißt es in der Resolution. Auch viele der landwirtschaftlichen Betriebe wünschten sich dringend andere Rahmenbedingungen, die ihnen eine stärkere Berücksichtigung von Umweltbelangen und auch kleineren Betrieben ein Überleben eröffnen würde. Sie seien Verbündete, nicht Gegner, sind sich die NABU-Delegierten einig. Dennoch müssten Lösungsansätze für das gravierende Problem des Insektensterbens ganz wesentlich auch bei den die Landwirtschaft betreffenden Maßnahmen ansetzen. Diese werden maßgeblich auf der EU-, Bundes- und Landesebene bestimmt. Gleichwohl gebe es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie auch auf regionaler Ebene dem Insektensterben entgegen gewirkt werden kann. Eine Liste von Bausteinen für eine Strategie wurde zusammengestellt und soll den Landkreisen und Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Beispiele dafür seien die Qualitätssicherung von Blühflächen-Initiativen, die Aufwertung von Wege- und Gewässerrandstreifen als Insektenlebensräumen, die Entwicklung von Insektenarchen und Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung. Erreichen möchte der NABU Ostfriesland, dass die Landkreise und Gemeinden der Region die vom Bund über das Aktionsprogramm Insektensterben bereitgestellten Fördermittel auch für Insekten fördernde Maßnahmen in Ostfriesland einwerben.

Die vollständige Resolution sowie die Liste der vorgeschlagenen Maßnahmen hält der NABU Ostfriesland im Internet unter www.NABU-Ostfriesland.de bereit.

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