Zwischenbilanz der Seenotretter

Seit Beginn des Jahres 2018 hat die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in über 2.000 Einsätzen und 340 Menschen auf Nord- und Ostsee gerettet.

Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 bereits mehr als 2.000 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei gut 340 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Seit der Gründung vor 153 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter rund 85.000 Gerettete. Die Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran. Unter anderem wird es nach 35 Jahren Pause wieder einen Seenotrettungskreuzer HAMBURG geben. Er ist für die Station Borkum vorgesehen.

Bei der Herbsteinsatzbilanz auf dem Museumsfrachter „Cap San Diego“ im Hamburger Hafen präsentieren Seenotretter-„Bootschafter“ Till Demtrøder (v. l.), Kapitän Ralf Krogmann, Leiter der DGzRS-Repräsentanz in Hamburg, und Borkums Vormann Ralf Brinker gemeinsam das erste Bauteil für die neue HAMBURG: ein Namensschild aus noch blankem Aluminium. Die Kiellegung des vierten Seenotrettungskreuzers der 28-Meter-Klasse ist für das Frühjahr 2019 vorgesehen. (Foto: DGzRS)

Wesentliche Unterstützung erfuhren die Seenotretter in den vergangenen Monaten durch ihren diesjährigen ehrenamtlichen „Bootschafter“, den Schauspieler Till Demtrøder. Das echte Nordlicht, das auch im Segelboot auf Nord- und Ostsee zu Hause ist, unterstützte das #TeamSeenotretter auch vor der Kamera, unter anderem bei Dreharbeiten in Travemünde unter dem neuen Seenotretter-Motto „Ohne Deine Spende geht’s nicht“.

 

Neuer ehrenamtlicher „Bootschafter“ 2019

Seenotretter-„Bootschafter“ 2019 wird der Surfprofi Bernd Flessner. Von 1992 bis 2011 war er 16 Mal Deutscher Meister im Windsurfen in der Gesamtwertung. In den einzelnen Disziplinen (Wave, Slalom, Kursrennen) erkämpfte er insgesamt 39 Deutsche-Meister-Titel.

Die Seenotretter und ihre Reviere an Nord- und Ostsee kennt der gebürtige Norderneyer seit Kinder- und Jugendtagen. „Schon als Junge habe ich für die DGzRS Spenden gesammelt und mit großen Augen gestaunt, wenn die Seenotrettungskreuzer vor dem Strand zeigten, was sie können“, erinnert sich Flessner. Zwei Mal war er selbst auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen. „Es ist immer alles gut ausgegangen. Ich weiß, wie es ist, bei Sturm zu surfen. Aber mit einem Seenotrettungskreuzer bei jedem Wetter, bei Nacht oder im Nebel auszulaufen, um andere zu retten, ist eine ganz andere Nummer. Vor diesem freiwilligen Einsatz habe ich größten Respekt.“

Flessner ist bereits der 20. Prominente, der das „Bootschafter“-Ehrenamt der Seenotretter übernimmt. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.

 

Taufen und Indienststellungen

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen. Vor mehr als 25 Jahren jedoch standen die Seenotretter vor einer historischen Aufgabe: Nach der Wiedervereinigung galt es, die veraltete Technik in Mecklenburg-Vorpommern schnell zu modernisieren. Dies gelang innerhalb von nur vier Jahren, nicht zuletzt dank großartiger Unterstützung der treuen Förderer der Seenotretter.

Zwischen 1990 und 1994 hat die DGzRS 24 Neubauten in Dienst gestellt. Spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts müssen sie ersetzt werden. „Zweckgebundene Erbschaften versetzen uns in die Lage, für einige dieser Boote schon jetzt moderne Nachfolger zu bauen. Viele werden die Namen ihrer Spender tragen“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

Im Bau oder beauftragt sind zwei 10,1-Meter-Seenotrettungsboote für die Stationen Puttgarden und Norddeich (Indienststellung 2020) sowie zwei 28-Meter-Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot (2020/2021), von denen einer HAMBURG heißen wird. Damit würdigt die DGzRS die langjährige Verbundenheit der Hamburger mit den Seenotrettern. Rund 20.000 Hamburger unterstützen die DGzRS mit regelmäßigen Spenden, und knapp 900 Sammelschiffchen haben ihren „Liegeplatz“ in der Hansestadt an der Elbe.

 

Spendenbereitschaft der Bevölkerung

Zum Jahresende hoffen die Seenotretter auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. In diesen Wochen wenden sie sich wieder verstärkt an die Öffentlichkeit, um über ihre Arbeit zu informieren, die Menschen im ganzen Land um Unterstützung zu bitten und neue Förderer zu gewinnen. Sie sind auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen.

Rund 5.000 Plakate hängen an publikumsintensiven Plätzen in rund 300 Orten. Auf großformatigen Bildern ist das Seenotretter-Motto „Ohne Deine Spende geht’s nicht“ zu lesen. Die Buchstaben vervollständigen sinnbildlich einen halben Seenotrettungskreuzer in stürmischer See. Die Flächen dafür hat die awk Außenwerbung GmbH kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Netz gibt es mehr Informationen auf der speziellen Seite teamseenotretter.de.

 

Einsatzzahlen im Detail

Vom 1. Januar bis 31. Oktober 2018 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.037 Einsätzen (Januar bis Oktober 2017: 1.901 Einsätze)

• 37 (58) Menschen aus Seenot gerettet,
• 307 (419) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
• 298 (375) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert,
• 52 (59) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 990 (862) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 595 (504) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.329 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende Oktober 2018 insgesamt 84.871 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).

Allein die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 560 (567) Einsätzen 7 (7) Menschen aus Seenot gerettet und 46 (75) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

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