Nominiert für den 1. Ostfriesischen Krimipreis

Die Jury hat gesprochen: Drei Autorinnen erreichen das Finale. Schauspieler Joe Bausch trägt die besten Stories vor, das Publikum entscheidet.

Ostfriesland. Es ist beschlossen – und wird hiermit verkündet: Die Jury des „1. Ostfriesischen Krimipreises“ hat die drei besten Stories aus 78 Einsendungen ausgewählt. Am Freitag, 10. November (20 Uhr), wird „Tatort“-Schauspieler Joe Bausch diese drei Krimis in der Emder Nordseehalle vortragen. Das Publikum hat dann das letzte Wort und wählt daraus den Siegertext aus.

Ausgewählt wurden:

–          Susanne Reiche: „Petriflut“

–          Andrea Z. Rhein: „Fleu herut“

–          Jutta Wilbertz: „In die Wüste geschickt“

Drei Autorinnen haben also das Rennen gemacht. Der Jury, bestehend aus Sandra Lüpkes (Autorin), Antje Hamer-Hümmling (Bibliotheksleiterin), Marlene Frerichs (Buchhändlerin) und Uwe Heitmann (Journalist), war das jedoch nicht bewusst; sie beurteilte die Texte anonym, also ohne Kenntnis der Verfassernamen. Die Kriterien: Qualität, Spannung und ein deutlicher Ostfriesland-Bezug. All diese Anforderungen erfüllten die Nominierten, die sämtlich nicht aus Ostfriesland stammen.

 

Die Autorinnen der Shortlist

Der „Preis der 10. Ostfriesischen Krimitage“ geht an eine der drei Nominierten. (Foto: Leda Verlag)

Susanne Reiche, Jahrgang 1962, lebt in Nürnberg. Nach einer Gärtnerlehre und einem Biologiestudium folgte eine langjährige Tätigkeit im Bereich Umweltplanung beim Umweltamt der Stadt Nürnberg. 2014 gewann ihr Kurzkrimi „Der Tod des Baulöwen“ den Publikumspreis beim „Fränkischen Krimipreis“. Im März 2016 wurde ihr erster Kriminalroman „Fränkisches Chili“ um Kommissar Kastner veröffentlicht, dem im Herbst 2017 ein „Fränkisches Sushi“ folgen wird. Susanne Reiche ist Mitglied in der Autorenvereinigung „Syndikat“.

Andrea Z. Rhein wurde 1967 im Münsterland geboren. Sie lebte u.a. in Paris und Tokio und absolvierte ein Übersetzer-Studium. Heute arbeitet und wohnt sie im Rheinland. Sie veröffentlicht bevorzugt Kurzgeschichten.

Jutta Wilbertz lebt in Köln. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und absolvierte eine Schauspiel- und Gesangsausbildung in Rom und Köln. Sie schreibt Kurzkrimis, Bühnenprogramme, Songs und humoristische Glossen und ist in etlichen Anthologien vertreten. Als Textdichterin gewann sie mit ihren witzig-bissigen Chansons 2011 das GEMA-Förderstipendium für Textschaffende in der Unterhaltungsmusik. Zahlreiche Auftritte mit ihrem Krimiprogramm „Mordsträume – Kurzkrimis und mörderische Chansons“ und mit ihrem Musik-Kabarett-Duo Wilbertz & Kunz. Sie ist Mitglied des Autorinnenverbandes „Mörderische Schwestern“ und im „Syndikat“.

 

Krimis live erleben

Die drei Nominierten werden im Rahmen der „10. Ostfriesischen Krimitage“ ihre ausgezeichneten Texte auch selbst vortragen, und zwar am Sonntag, 12. November, um 11 Uhr im EEZ Aurich. Karten gibt es beim Kulturbüro Aurich.

Wer sich ein Bild von den nominierten Texten machen will, hat ab sofort Gelegenheit dazu: Die Anthologie „Feinste Friesenmorde“ (Leda-Verlag), in der die 20 besten Stories des Wettbewerbs abgedruckt sind, kommt dieser Tage in den Handel. Herausgeber sind Sandra Lüpkes und Peter Gerdes, Gründer und Leiter der „Ostfriesischen Krimitage“. Beide sind ebenfalls mit Ostfrieslandkrimis in diesem Buch vertreten. Die Krimitage, die alle zwei Jahre stattfinden, gehen am 27. Oktober in die 10. Runde – sie bilden den würdigen Rahmen für den Krimipreis.

Den Anstoß dazu gab jedoch etwas anderes: ein Umschlag voll Geld, der eines Morgens im Briefkasten steckte. Das Geld stammte von einem Freund – oder einer Freundin – der Ostfriesischen Krimitage und sollte für eine Veranstaltung des nächsten Krimifestivals im Mordwesten verwendet werden. Daraus entwickelte sich die Idee, den „1. Ostfriesischen Krimipreis“ auszuschreiben.

 

Was ist ein guter Ostfriesenkrimi?

Im Vorwort der „Friesenmorde“-Herausgeber heißt es: „Was macht einen wirklich guten Ostfrieslandkrimi aus? Die Anzahl der eingeflochtenen Orts- und Straßennamen etwa? Die Tatsache, dass Fans der Region in den Romanen Plätze und Produkte wiedererkennen? „Da war ich auch, genauso sieht es da aus!“ – ist es das? Nein, sicher nicht. Geschickt gemacht, kann das nettes Beiwerk sein. Aber entscheidend ist das nicht.

Es geht aber auch schlimmer. Indem man zum Beispiel die Bewohner Ostfrieslands als Deppen denunziert, im Denken und Empfinden reduziert, in der Sprache beschränkt, im Handeln täppisch. Indem man Klischee an Klischee reiht, also Ostfriesenwitze in oberflächige Handlung kleidet. Indem man grundsätzlich eine rückwärtsgewandte Perspektive einnimmt, die tatsächlichen Probleme der Region und der Zeit mit Fleiß ignoriert und falsche Idyllen zeichnet. Mit anderen Worten: Indem man Texte schreibt, die den Menschen der Region einen Bärendienst erweisen.

Wie aber geht es anders? Wie geht es besser? Viele der Teilnehmer am 1. Ostfriesischen Krimipreis wissen das genau. Sie zeigen Charaktere mit Ecken und Kanten, mit individuellen wie auch regionstypischen Besonderheiten und Macken, ohne sie bloßzustellen; Figuren mit Wiedererkennungswert. Sie lassen sie in Handlungen agieren, die genau so nirgendwo anders möglich wären – eben nur in Ostfriesland. Und sie zeichnen keine verlogenen heilen Welten, sondern präsentieren das, was die Menschen hierzulande und heutzutage wirklich umtreibt, und machen genau das zum Bestandteil einer spannenden Krimihandlung.“

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