Watt ist Kunst, Onno B.?

„Die Flut kommt, die Ebbe geht. Watt bleibt, ist Kunst.“ Unter diesem Motto fand eine Kunstausstellung der ungewöhnlichen Art am Wochenende nicht nur Petri Wohlwollen. Bei strahlendem Sonnenschein lud Werner Hessing in seinen idyllischen Garten in Utlandshörn, direkt hinterm Deich ein. Neben seinen eigenen Kunstwerken aus dem Treibgut der Leybucht waren die Werke dreier weiterer Künstler ausgestellt.

Hessings Lebensgefährtin Brigitte Götz hat auch im Zivilberuf mehr mit Kunst zu tun, als man zunächst denken könnte: Die Arzthelferin arbeitet in der orthopädischen Praxis Niehaus / Gravemann, deren Räume zahlreichen Malern aus der Gegend als Galerie dienen (NOR-A berichtete). Nun konnte Brigitte Götz zum ersten Mal auch ihre eigenen Bilder einer größeren Öffentlichkeit vorstellen: Plastische Szenen, die an die Naturkunst der Wattlandschaft bei Ebbe erinnern und in denen sich Muscheln und Treibhölzer tummeln. Die Freude darüber, ihre Werke im ungewöhnlichen Ambiente einer Freiluftausstellung bei herrlichstem Sommerwetter zeigen zu können, war Brigitte Götz anzumerken.

Auch ihr Bruder Helmut Götz war vertreten. Der Norder Architekt malt auffallend oft Fischmotive. „Toter Fisch ist niemals frisch“, lacht er und erklärt heiter, sich ganz ohne Vorsätze stundenlang geradezu meditativ in die Malerei versenken zu können. Helmut Götz liebt es, mit Farben und Formen zu experimentieren, von seinem Beruf kündet die Fähigkeit, Gegenstände und vor allem Räume auf der Fläche entstehen zu lassen.

Ursula Epping beschreibt sich ganz ähnlich als Künstlerin, deren Arbeit eher von Lust und Laune als von einem ästhetischen Programm bestimmt wird. Dabei ist die 62-jährige die Veteranin unter den vier Ausstellern, arbeitet seit über 20 Jahren mit Ton und war damit schon auf vielen Märkten in ihrer Münsterländer Heimat vertreten. In Norden zeigte Epping an diesem Wochenende zum ersten Mal ihre handgefertigten Windlichter und Hagebutten.

Im Laufe des Samstags und Sonntags zählte Werner Hessing in seinem Garten über 100 Besucher, die zwischen seinen Wattmännchen, seinen Gemälden aus Teekisten und Treibgut und den Kunstwerken seiner Mitaussteller flanierten. Die Resonanz war unerwartet groß, besonders freute sich Brigitte Götz darüber, dass wirklich jeder Künstler von den Besuchern gewürdigt wurde. Diese wiederum zeigten sich ebenso begeistert. Besonders die Radtouristen genossen die einmalige Gelegenheit, im Schatten der Bäume eine Pause einzulegen, wo das Weltnaturerbe Wattenmeer in die Kunst einmündet.

Die ausstellenden Künstler (v.l.n.r): Helmut Götz, Brigitte Götz, Werner Hessing, Ursula Epping.

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