Kaffeehausliteratur

Seit vier Jahren wird im Hinterzimmer eines Norder Cafés unermüdlich mit mal mehr, mal weniger großem Publikum vorgelesen.

(Norden) Es fallen Namen wie Kästner, Ringelnatz und Tucholsky. Das Literarische Café berät, welche Texte gleich vorgelesen werden sollen. Neben Klassikern werden auch aktuelle Kurztexte in die Runde geworfen und natürlich plattdeutsche Lyrik und Prosa: Gorch Fock, Luise Peters oder Wilhelmine Siefkes.

Die Norderin Alberdina Nyhuis liest alles vor, was ihr in die Finger kommt und gefällt. Ihren Mitstreiterinnen geht es ähnlich. Elfriede Wietzorek und Maria Deters sind ebenfalls seit vier Jahren Teil des Teams, das jeden zweiten Freitag im Monat im Café Remmers auf dem Neuen Weg Literatur zu Gehör bringt. Im Vorfeld besprechen sie, was sie für die kommende Stunde mitgebracht haben, und jedes Mal „passen die Texte zusammen, als ob wir ein Programm verabredet hätten“, freut sich Wietzorek.

(Foto: Schneider)

 

Um 17 Uhr hat sich abseits des Café-Trubels ein knappes Dutzend Zuhörerinnen im Hinterzimmer eingefunden. Mal sind es mehr, mal weniger, oft Stammgäste. Sie kommen, um sich in fast schon familiärer Runde vorlesen zu lassen und dazwischen über die Geschichten zu diskutieren. Die Kellnerin nimmt die Bestellungen auf und kassiert gleich ab: Beim letzten Mal haben Unbekannte die Zeche geprellt.

Das Literarische Café geht auf eine Intiative der Volkshochschule Norden zurück, die 2008 alle, die Lust am Vorlesen haben, zu einem Lesekreis zusammenrief. Einige wie Inge Meusen lesen sowohl im Café als auch im Mehrgenerationenhaus und in Kindergärten vor. Die Stiftung Lesen unterstützte die Vorleserinnen vor zwei Jahren mit einer Tagesausbildung. Doch die Vorleserinnen sind Amateure im Wortsinne: Sie lesen vor aus Liebe zur Literatur und aus Freude an den Reaktionen ihres Publikums; ohne Eintritt, Spenden oder Fahrtkostenerstattung.
Kurz nach 18 Uhr wird aufgeräumt. Die Vorleserinnen folgen bis zum nächsten Mal ihrem Publikum hinaus. Kassiert wurde ja schon.

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